Langenthaler Weg zur Energiewende.
Ausstieg aus der Gasversorgung ab 2040
Der Gemeinderat der Stadt Langenthal und die IB Langenthal AG (IBL) verfolgen gemeinsam das Ziel, ab 2040 schrittweise aus der fossilen Gasversorgung auszusteigen und bis dahin den Ausbau erneuerbarer Lösungen gezielt voranzutreiben. «Damit leisten die Stadt und die IBL einen konkreten Beitrag zur Umsetzung der energie- und klimapolitischen Ziele auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene», heisst es in einer gemeinsam verschickten Medienmitteilung. Die Umsetzung steht unter dem Vorbehalt politischer Genehmigungen.
Text: Medienmitteilung Stadt Langenthal & IBL / lektoriert: pj
Datum: 29. Oktober 2025
Die Klima- und Energieziele von Bund, Kanton und der Stadt Langenthal fordern die schrittweise Abkehr von fossilen Energieträgern. Der 2023 vom Langenthaler Gemeinderat beschlossene Richtplan Energie legt unter anderem fest, dass der Wärmebedarf im Gebäudebereich mittelfristig um 20 Prozent gesenkt und der Anteil erneuerbarer Wärme auf mindestens 70 Prozent gesteigert werden soll. Dazu soll der Einsatz fossiler Energieträger kontinuierlich reduziert werden. Zahlreiche Städte und Energieversorgungsunternehmen in der Schweiz haben diesen Prozess ebenfalls eingeleitet oder setzen ihn bereits um.
Ausstieg ist politisch gewollt
Die Richtung auf politischer Ebene ist somit klar – und damit auch der Auftrag der IBL: Als Unternehmen im Alleineigentum der Stadt Langenthal setzt sie deren energiepolitischen Ziele um.
Mit der frühzeitigen Planung des schrittweisen Gasausstiegs reagieren die Stadt und die IBL vorausschauend auf die energiepolitischen Entwicklungen. Im Interesse einer langfristig sicheren und klimafreundlichen Versorgung übernehmen sie Verantwortung und setzen konkrete Massnahmen um, wie sie im städtischen Richtplan Energie festgelegt sind und von Bund und Kanton vorgegeben werden. Die Umsetzung bedingt Anpassungen an den rechtlichen Grundlagen, die den zuständigen städtischen Organen noch zur Genehmigung vorgelegt werden.
Bedarf an fossilem Gas sinkt kontinuierlich
Der Entscheid für den schrittweisen Ausstieg aus der Gasversorgung basiert nicht nur auf klimapolitischen Zielen. Auch die gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen zeigen klar in Richtung erneuerbare Energien: Immer mehr Kundinnen und Kunden setzen beim Heizungsersatz auf Wärmepumpen oder andere erneuerbare Systeme. Dadurch sinkt der Bedarf an fossilem Gas kontinuierlich und mit ihm die wirtschaftliche Tragfähigkeit des heutigen Gasnetzes.
Erneuerbare Gase wie Biogas gelten zwar als Option – doch auf absehbare Zeit stehen sie nicht in ausreichender Menge und zu vertretbaren Preisen für die breite Wärmeversorgung zur Verfügung. Für industrielle Anwendungen hingegen können erneuerbare Gase künftig eine mögliche Alternative darstellen.
Der geplante Ausstieg betrifft die Gasversorgung für Heizungen, Warmwasseranlagen, Gasherde und weitere Geräte in Wohn- und Gewerbeliegenschaften. Diese Versorgung ist bis 2040 garantiert und wird danach schrittweise eingestellt. Stadt und IBL prüfen, ob Prozessgaskunden – also industrielle Kunden, KMUs und Unternehmen – künftig mit erneuerbaren Gasen versorgt werden können. Prozessgas wird von Industrieunternehmen für spezifische Anwendungen benötigt, etwa zum Schweissen, Trocknen oder für chemische Prozesse. Hierzu gibt es derzeit keine gleichwertige Alternative.
«Der IBL ist es ein grosses Anliegen, die Mitarbeitenden frühzeitig in den Transformationsprozess einzubeziehen», heisst es in der Medienmitteilung weiter. Da sich die Zahl der Mitarbeitenden im Bereich der Gasversorgung bis 2040 unter anderem aufgrund von Pensionierungen deutlich reduzieren wird, sind die personellen Auswirkungen des Gasausstiegs begrenzt. Die IBL setzt auch in Zukunft auf die langjährige Erfahrung und das Engagement ihrer Mitarbeitenden.
Infoveranstaltung am 2. Dezember 2025
Gleichzeitig zur Information von Medien und Öffentlichkeit werden alle heute mit Gas versorgten Kundinnen und Kunden der IBL über den ab 2040 geplanten, schrittweisen Gasausstieg informiert. Damit bleibt ihnen genügend Zeit, um sich rechtzeitig mit Alternativen auseinanderzusetzen und entsprechend zu handeln. Die IBL führt für Eigentümerinnen und Eigentümer am 2. Dezember 2025 eine Informationsveranstaltung durch und bietet als Dienstleistung passende Beratungsangebote und Baubegleitungen an.
Fernwärme im Fokus
Die IBL befindet sich in einem umfassenden Transformationsprozess. Sie wird die konkrete Planung zum schrittweisen Ausstieg aus der Gasversorgung in den kommenden Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Langenthal ausarbeiten – unter Berücksichtigung gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Faktoren. Ein zentraler Fokus liegt dabei auf der Entwicklung langfristiger Alternativen zur fossilen Wärmeversorgung. Dazu gehört die Planung und Realisierung von Fernwärmeprojekten: Aktuell betreibt die IBL bereits einen Wärmeverbund im Gebiet Hard sowie einen im Gebiet Nord, welcher kontinuierlich erweitert wird. Weitere Fernwärmeprojekte werden derzeit geprüft.
Es ist jedoch absehbar, dass aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nur ein Teil der Liegenschaften in Langenthal ans Fernwärmenetz angeschlossen werden kann. Für die restlichen Kundinnen und Kunden wird der Umstieg auf individuelle erneuerbare Heizlösungen wie Wärmepumpen oder Holzfeuerungen eine sinnvolle Alternative zur Gasversorgung bieten.
Ende der Mitteilung
Medienmitteilung der GLP/EVP-Fraktion vom 31. Oktober 2025:
Stellungnahme zum geplanten Gasausstieg ab 2040
Die GLP/EVP-Fraktion Langenthal begrüsst den Entscheid des Gemeinderats und der IB Langenthal AG, aus der fossilen Gasversorgung auszusteigen. Der Schritt ist richtig, das Tempo aber zu langsam. Ein Ausstieg erst ab 2040 ist zu wenig ambitioniert, um die lokalen Klima- und Energieziele zu erreichen. Langenthal muss die Energiewende aktiv gestalten statt abwarten. Dazu braucht es Tempo, klare Etappen und eine Reduktion der administrativen Hürden.
Ökonomische Risiken und soziale Verantwortung
Die Nachfrage nach Erdgas sinkt stetig, da immer mehr Haushalte auf erneuerbare Heizsysteme umsteigen. Damit verliert das Gasnetz an wirtschaftlicher Tragfähigkeit. Ein zu langer Parallelbetrieb führt zu steigenden Fixkosten für eine schrumpfende Zahl von Nutzerinnen und Nutzern. Eine Kostenlawine, die sozial unausgewogen und energiepolitisch unklug ist. Wer zu lange wartet, gefährdet die Finanzierbarkeit der eigenen Infrastruktur.
Erneuerbare Alternativen und Planungssicherheit
Die GLP/EVP-Fraktion begrüsst den geplanten Ausbau der Fernwärme und die Förderung individueller erneuerbarer Systeme. Es braucht verbindliche Fernwärmeplanungsgebiete, konkrete Ausbauziele und Transparenz für Eigentümerinnen und Eigentümer. Nur so können Sanierungen rechtzeitig und effizient geplant werden. Gleichzeitig muss die Stadt die Energieberatung stärken und Anreize für Wärmepumpen und Sanierungen ausbauen.
Bürokratieabbau und schnellere Verfahren
Der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme scheitert häufig an langen Bewilligungsverfahren. Baugesuche für Wärmepumpen, Solaranlagen oder Anschlussleitungen müssen priorisiert, digitalisiert und vereinheitlicht werden. Wer klimafreundlich investieren will, darf nicht monatelang auf eine Baubewilligung warten. Eine klimafreundliche Verwaltung muss ermöglichen, nicht behindern.
Forderungen der GLP/EVP-Fraktion Langenthal
- Vorziehen des Ausstiegs. Unrentable Netzstränge müssen schon früher abgeschaltet werden.
- Verbindliche Zwischenziele für 2030 und 2035
- Klare Fernwärme-Planungsgebiete und Ausbaupfade
- Priorisierte, digitalisierte Baugesuchsverfahren
- Keine neuen fossilen Ersatzinstallationen
- Verstärkte Energieberatung und gezielte Förderprogramme
Schlussfolgerung
Der Gasausstieg ist ein wichtiger Schritt, aber die Umsetzung darf nicht auf die lange Bank geschoben werden. Langenthal muss zeigen, dass lokale Energiepolitik mutig, effizient und zukunftsorientiert gestaltet werden kann. Nur mit weniger Bürokratie, klarer Planung und konsequentem Handeln wird die Energiewende zum Erfolg. Langenthal darf nicht verwalten, Langenthal muss gestalten.
Ende der Mitteilung
Hinweis der Redaktion: Weitere Medienmitteilungen und Stellungnahmen von Langenthaler Fraktionen/Parteien werden hier ergänzt, sofern eingehend.
Schlagworte: Energie, Energieversorgung, Gas, IB Langenthal AG, IBL, Lokalpolitik, Stadt Langenthal