Das Langenthaler Bier ist zurück!
Ein Neuanfang mit Tradition und Herzblut
Letzten Donnerstagnachmittag fand im Garten des przi rest lthal bei der historischen Ofenhalle auf dem Porzi-Areal der offizielle Anstich des neuen «Langenthaler» Biers statt. Geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stiessen gemeinsam auf das Wiedererwachen einer alten Brautradition an, die nun von der Langenthaler Bier AG in eine erfolgreiche Zukunft geführt werden soll.

Text: Patrick Jordi
Datum: 16. Juni 2025

Mit der neuen Brauerei auf dem Porzi-Areal ist das Langenthaler Bier zurück – lokal gebraut, sorgfältig geplant und mit Herzblut umgesetzt. Die geladenen Gäste versammelten sich am 12. Juni bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen im Garten des przi rest lthal. Der schattenspendende Baum in der Mitte war hochwillkommen, als Geschäftsführer Florian Eichenberger, Verwaltungsratspräsident Hans Baumberger und Stadtpräsident Reto Müller nacheinander das Wort ergriffen.
Florian Eichenberger war sichtlich bewegt. «Nach langer Zeit existiert es endlich: das Langenthaler Bier», eröffnete er seine Ansprache. In emotionalen Worten bedankte er sich bei zahlreichen Wegbegleitern und Unterstützern. Einen besonderen Dank sprach er seinem Vater Kurt Eichenberger aus – für das kritische Mitdenken, das Verlegen von Leitungen, das Anpacken im richtigen Moment, das handwerkliche Geschick. «Ohne ihn wäre das alles so nicht möglich gewesen.»
«Wir sind drangeblieben»
Hans Baumberger, Verwaltungsratspräsident und Vertreter der früheren Langenthaler Bierdynastie, knüpfte an Eichenbergers Worte an. «Es war ein riesiges Puzzle – aber heute könnt ihr endlich ins Glas schauen. Und hoffentlich mehrmals den Boden davon sehen», scherzte er. Auch er betonte, dass der Weg alles andere als einfach war: Lieferfristen platzten, technische Komponenten versagten. «Es war manchmal fast zum Verzweifeln – aber wir sind drangeblieben.»
Stadtpräsident Reto Müller, der eigens die Grossratssession in Bern früher verliess, um am Event dabei zu sein, zeigte sich erfreut, dass es in Langenthal wieder ein Bier mit Baumberger-Wurzeln gibt: «Das ist kein Schnellschuss, sondern die Folge einer leidenschaftlichen Planungsphase. Und es ist gut für unsere Stadt – jetzt gibt’s mit dem Langenthaler Bier und dem Langenthaler Fürobebier gleich zwei Biere mit lokaler Verankerung.»
Tatsächlich hatte im Vorfeld eine kleine Debatte über das Nebeneinander der beiden Biere für Gesprächsstoff gesorgt. Die neue Brauerei sieht jedoch kein Problem: Die Biere ergänzen sich, beide haben ihre Fans. Vielfalt belebt den Markt – und davon dürfte das Publikum profitieren.
Tradition trifft Moderne
Die Langenthaler Bier AG wurde 2024 von einer Gruppe einheimischer Enthusiasten gegründet (damals noch als REIB AG), um die tief verwurzelte Brautradition der Region neu zu beleben. Der Standort in der historischen Ofenhalle der ehemaligen Porzellanfabrik Langenthal verleiht der Brauerei eine besondere Atmosphäre. Die räumlichen Gegebenheiten seien zwar herausfordernd, so Eichenberger, böten aber auch ideale Voraussetzungen, etwa mit den hohen Decken für die Brauereianlagen.
Derzeit umfasst das Sortiment zwei Sorten: Das vollmundige, offene «Langenthaler Helle» (nebst dem Offenbier auch in 33cl-Flaschen erhältlich) sowie das «Langenthaler alkoholfrei», das in 33cl-Flaschen angeboten wird. Weitere saisonale Biere sind in Planung, die ständigen Sorten werden laut Eichenberger auf maximal drei beschränkt bleiben.
In Sachen Nachhaltigkeit setzt die Brauerei bewusst Zeichen: Auf fossile Energieträger wird vollständig verzichtet, und auch beim Verpackungsmaterial wird auf umweltfreundliche Alternativen gesetzt.
Kontroverse ums alkoholfreie Bier
Nicht ganz ohne Kritik verlief der Start des neuen Langenthaler Biers. Auf Social Media monierte ein User, dass das alkoholfreie «Langenthaler» in Wahrheit aus Deutschland stamme – was auf den ersten Blick nicht kommuniziert worden sei. Florian Eichenberger reagierte umgehend und betonte die Transparenz: «Das war nie ein Geheimnis. Auf der Etikette ist die Herkunft deklariert. Wir können in Langenthal nicht pasteurisieren und hätten nie diese Qualität erreicht. Deshalb haben wir uns für eine kleine, familiengeführte Spezialbrauerei im süddeutschen Raum entschieden.»
Verwaltungsratspräsident Hans Baumberger legte in einem ausführlichen Statement gegenüber MYLA nach: Das alkoholfreie Bier werde vom Brauhaus Nittenau geliefert – jener Brauerei, die zuvor bereits das beliebte «LOLA»-Bier für die Berner Stiftung Contact produziert hatte. Dieses wurde über Jahre erfolgreich in der ganzen Schweiz vertrieben, unter anderem von Coop. In diesem Frühjahr übernahm dann die Appenzeller Brauerei Locher AG das Konzept, um fortan für die Stiftung Contact alkoholfreies Bier mit Herkunft «Schweiz» produzieren zu können – sie konnte jedoch die ursprüngliche Qualität laut Medienberichten nicht halten. «Wir bringen dieses Bier nun in seiner ursprünglichen Qualität zurück – unter dem Namen Langenthaler. Der Import aus Süddeutschland ist für uns wirtschaftlich und qualitativ sinnvoll und wurde stets offen kommuniziert», führt Hans Baumberger aus.
Neues Kapitel in Langenthals Biergeschichte
Trotz der Diskussion rund um das alkoholfreie Angebot bleibt der Tenor in der Region erfreut: Langenthal hat wieder ein Bier, das nicht nur gut schmeckt, sondern auch stolz auf eine lange Geschichte zurückblicken darf. Die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1785, als erstmals in Langenthal Bier gebraut wurde. Mit Jakob Baumberger – dem Vorfahren von Hans Baumberger – begann 1859 der eigentliche Erfolg der Marke. Der Bär, heute modern interpretiert im neuen Logo, war bereits damals das Markenzeichen der Brauerei.
Mit der Eröffnung der Langenthaler Bier AG schliesst sich nun ein Kreis – getragen von Leidenschaft, regionaler Verankerung und handwerklichem Können. Oder, wie es Stadtpräsident Reto Müller zusammenfasste: «Hans und Florian – das sind zwei Macher. Sie haben es einfach durchgezogen.»
+++ Update +++ 17. Juni 2025 +++ 12.53 Uhr +++
Inzwischen hat die Langenthaler Bier AG die Informationen auf ihrer eigenen Website aktualisiert und weitere Hintergrundinformationen zum alkoholfreien Bier sowie zu dessen Herkunft bekanntgegeben.
Mehr Infos: https://www.langenthalerbier.ch
Bildergalerie: Patrick Jordi
Schlagworte: Ofenhalle, Porzi-Areal, Produktinnovation, przi rest lthal