Blumenladen Langenthal zügelt ins historische Eckgebäude.
Im Dästerhaus kehrt wieder Leben ein
Es ist eine jener Geschichten, wie sie das Leben in einer Kleinstadt besonders schön schreibt: Ein geschichtsträchtiges Gebäude am Dästerplatz bekommt ein neues Kapitel – und alle Beteiligten gehen mit einem Lächeln aus der Übergabe. Das Dästerhaus, über Jahrzehnte Heimat der gleichnamigen Confiserie, wird neu genutzt. Es bleibt ein Ladenlokal im Erdgeschoss – künftig mit einem Blumenladen. Eigentümerwechsel, Generationenübergang, Standortwechsel – und am Ende steht eine klassische Win-win-win-Situation für Langenthal.

Text: Patrick Jordi / Bilder: Marcel Bieri
Datum: 6. Juni 2025
«Es ist einfach schön zu sehen, dass wieder Leben in dieses Haus kommt», sagt Annelies Däster, die zusammen mit ihrem Mann Jürg bis Ende 2024 dort lebte. Ihre berühmte Confiserie «Däster» hatte das Paar bis Ostern 2021 betrieben, danach war endgültig Schluss mit dem Traditionsbetrieb – zum grossen Bedauern vieler Stammkundinnen und -kunden aus nah und fern.
Das leerstehende Ladenlokal an bester Lage am Langenthaler Dästerplatz war in den Folgejahren ein ziemlich trister Anblick. Doch damit ist bald Schluss. Seit Januar 2025 gehört die Liegenschaft offiziell Christian Giesser – Langenthaler Unternehmer mit Sinn für Substanz, Baukultur und Herzblut für Altbauten.
«Das Dästerhaus ist für mich ein Herzensprojekt, kein Renditeobjekt», betont er. Sein Vater war es, der schon früher gerne alte Gebäude erwarb – um über den Winter Beschäftigung für die eigene Maler- und Gipserfirma zu sichern. «Diese Denkweise habe ich mitbekommen.» Nun führt er sie auf eigene Weise weiter.
«WIR VERSTEHEN UNS GUT»
Für das Ehepaar Däster ist der Verkauf eine gute Lösung: «Eine Nachfolge innerhalb der Familie zeichnete sich nicht ab», blickt Jürg Däster zurück. «Wir haben uns mit Christian Giesser einfach gut verstanden – als Person und mit seinem Projekt.» Seine Frau Annelies ergänzt: «Ich wollte eigentlich schon länger zurück in die Rankmatte, da waren wir früher schon zuhause.» In diesem schönen Quartier, nahe den Wässermatten, wohnt das Ehepaar nun wieder.

Im Erdgeschoss des Hauses zieht per Anfang August 2025 der «Blumenladen Langenthal» ein – betrieben von Christine Bürki-Zaugg, die das Geschäft von ihrer Mutter Brigitte Zaugg übernimmt. Letztere wird dem Blumenladen als tatkräftige Mitarbeiterin erhalten bleiben.
«Für uns ist das eine grosse Chance», sagt Christine Bürki-Zaugg. «Das neue Ladenlokal ist rund zweieinhalb Mal so gross wie das alte, wir können sogar den Bereich rund um den Brunnen auf dem Dästerplatz mitnutzen und mit saisonalen Pflanzen und mobilen Begrünungselementen schmücken. Das wird richtig schön.» Die Stadt Langenthal hat bereits eine entsprechende Nutzungsgenehmigung für den öffentlichen Raum vor dem Ladenlokal ausgestellt.
Im Erdgeschoss befindet sich – neben dem früheren Confiserie-Laden – auch die alte Backstube. Auch dieses Lokal wird künftig vermietet, ist aber derzeit noch frei. «Vorstellbar wäre ein kleines Büro oder eine Praxis», sagt Giesser. «Interessenten gibt es bereits.»
SANFTER UMBAU GEPLANT
Der Umbau des denkmalgeschützten Hauses – ein sogenanntes K-Objekt in der Kernzone Langenthals – ist sorgfältig geplant, aber formell noch nicht bewilligt. «Wir haben eine Baueingabe gemacht», erklärt Giesser. «Geplant ist unter anderem ein Liftanbau auf der Seite in Richtung «Gässli» sowie zwei moderne Stadtwohnungen in den oberen Etagen.» Das Dachgeschoss bleibt aus Gründen des Denkmalschutzes unangetastet, doch eine Nutzung als Estrichraum ist denkbar.
Für die Renovation arbeitet Giesser mit dem Architekturbüro Lüscher Egli zusammen, übernimmt aber die Bauleitung selbst. «Das spart nicht nur Kosten, sondern macht mir auch Freude.» Die Fassade muss im Wesentlichen erhalten bleiben; einzig auf der weniger einsehbaren Seite zum Sagibach hin sind Änderungen geplant. Auch mit dem Denkmalschutz läuft der Austausch gut – eine Farbanalyse soll klären, ob die heutige zartrosa Farbgebung historisch korrekt ist.
Für Langenthal ist das Projekt ein Glücksfall: Ein identitätsstiftendes Gebäude wird erhalten, respektvoll saniert und sinnvoll genutzt. «So wie es jetzt herausgekommen ist, war es mein Wunsch», sagt Jürg Däster zufrieden. Christian Giesser ist derweil voller Tatendrang: «Ich freue mich darauf, dem Haus neues Leben einzuhauchen – mit dem nötigen Respekt für seine Geschichte.»
Diesen Fokusartikel liest du auch in der Juni-Ausgabe 2025 des Langenthaler Stadtmagazins MYLA (Seiten 34/35). Beachte in diesem Zusammenhang auch den historischen Artikel zur Geschichte des Dästerhauses (Link weiter unten). Viel Spass beim Entdecken!

Schlagworte: Dästerhaus, Dästerplatz, Farbgasse, Firmenübergabe, Generationenwechsel, Ortskern, Stadtzentrum