Sinkende Einnahmen aus Steuern – Kirche reagiert proaktiv.

Quo vadis, Zwinglihaus?

Die Reformierte Kirchgemeinde Langenthal steht vor grossen Herausforderungen: sinkende Kirchensteuereinnahmen, steigende Austrittszahlen und ein sanierungsbedürftiges Zwinglihaus. Doch statt passiv abzuwarten, gestaltet die Kirchgemeinde aktiv ihre Zukunft. Eine Steuergruppe und ein breiter Beteiligungsprozess sollen nachhaltige Lösungen für Gemeinde, Quartier und Stadt finden.

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Text: Patrick Jordi / PR
Datum: 20. Juni 2025

Der Kirchgemeinderat rechnet in den kommenden 15 bis 20 Jahren mit einem Rückgang der Kirchensteuern um bis zu 50 Prozent, insbesondere durch den allfälligen Wegfall der Steuern juristischer Personen. Gleichzeitig steht das 45 Jahre alte Zwinglihaus vor einer kostspieligen Sanierung. «Die Renovation würde vier bis fünf Millionen Franken kosten», erklärt Markus Zahnd, Immobilien-Verantwortlicher der Kirchgemeinde.
Eine wertvolle Ressource stellt das 15’000 Quadratmeter grosse Landreservoir neben dem Zwinglihaus dar. Diese Flächen bieten Chancen, müssen aber nachhaltig genutzt werden.

Einbindung in die Stadtentwicklung

Parallel entwickelt die Stadt Langenthal das Gebiet Hard weiter. «Nördlich der Bahnlinie fehlt ein gestalteter öffentlicher Raum», sagt Langenthals Stadtbaumeister Volker Wenning-Künne. Das Zwinglihaus soll als multifunktionaler Treffpunkt in ein neues Quartierzentrum eingebunden werden.
Eine Steuergruppe mit Kirchgemeinderatsmitgliedern, Bevölkerungsvertretern und kirchlichen Mitarbeitenden führt derzeit einen breit angelegten Beteiligungsprozess durch. Beim ersten Workshop im Februar 2025 wurde deutlich: Das Zwinglihaus soll als Standort erhalten bleiben. «Unsere Vision ist klar: Wir wollen im Geissberg und im Hard präsent bleiben», betont Pfarrer Cédric Rothacher.
Der zweite Workshop im März 2025 widmete sich der Nutzung des Zwinglihauses. Die Vorschläge reichten von einem schlichten Sakralraum bis zu einem offenen Begegnungszentrum für alle Generationen und Kulturen. Der dritte Workshop am 23. Juni 2025 fokussiert sich auf die Nutzung der Landreserven, mit dem Ziel, Wohnraum zu schaffen. «Mit wegfallenden Einnahmen aus Kirchensteuern müssen wir Alternativen finden», erklärt Peter Waser, Mitglied der Steuergruppe.

Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und kirchlichen Werten

Die Kirchgemeinde muss wirtschaftlich tragfähige Lösungen finden, aber auch soziale und kirchliche Werte bewahren. «Es braucht einen Mix aus Wohnnutzung und sozialen Angeboten», sagt Markus Zahnd. Mit Blick auf die Kirchgemeindeversammlung von Anfang Juni 2025 wurden die Eckwerte der Immobilienstrategie festgelegt. Bis Ende des Jahres soll die endgültige Abstimmung erfolgen.

Gestaltungsraum nutzen

Viele Entwicklungen sind bereits vorgezeichnet, doch die Kirchgemeinde hat Einfluss auf die konkrete Umsetzung. «Wir sind nicht machtlos», betont Rothacher. «Wir können unsere Vision einbringen und die Zukunft aktiv mitgestalten.»
Langenthal verändert sich – und die Reformierte Kirchgemeinde geht diesen Weg aktiv mit. Die Herausforderungen sind gross, doch die Chancen ebenso.

Das Zwinglihaus hat zusammen mit dem gegenüberliegenden Coop-Gebäude viel Potenzial für ein neues Quartierzentrum im Hard.

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