Raum für grosse Träume

Da ist sie also. Endlich. Lang ersehnt. Nach fast 20 Jahren als Künstler: meine eigene Kolumne – regelmässig, gedruckt, echt. Und jetzt? Jetzt sitze ich da und frage mich: Welche Themen soll ich behandeln? Welchen Stil wählen? Wie fängt man so was an? Der erste Satz soll ja schlau klingen. Oder witzig. Oder beides.

Mit solchen Fragen kann ich als Künstler gut umgehen. Schliesslich besteht mein Alltag so gut wie nur aus Fragen. Das beginnt schon beim Grundsätzlichen. Warum überhaupt Künstler werden? Finanziell? keine gute Idee. Freizeit? Adios! Da muss man sich gut überlegen, wie man das macht. Zwischen Auftritten von Kapstadt bis Reykjavik werde ich deswegen oft gefragt: «Valerio, was macht so ein kosmopolitischer, weltoffener, gutaussehender, vielseitig talentierter und von allen Seiten geliebter Künstler noch in Langenthal?». Also eigentlich fragt mich das nie jemand. Eigentlich frage vor allem ich mich: Was hält mich in Langenthal, diesem übersichtlichen Vorort von Melchnau, zmittst im Oberaargau.

Ganz einfach: Hier liegen die Ideen nur so auf der Strasse herum. Ich muss nur einmal aus dem Fenster gähnen, schon lächeln mir drei neue Absurditäten unserer Kleinstadt entgegen. Und dann stehe ich in Öblarn auf der Bühne und kann davon erzählen. Win-Win.

Dass Langenthal für mich inspirierend bleibt, geht natürlich nur, weil hier überraschend viel passiert. Immer wieder werkeln Menschen an schönen Ideen und entwickeln so unsere Stadt mit.

Seit Anfang Jahr kann ich beispielsweise in der frisch eröffneten Boulderhalle meine Gelenke verdrehen. Oder auf dem neuen Pumptrack versuchen, meine alt gewordenen Knochen nicht zu brechen. Und jetzt gibt es also auch noch MYLA, das neue Stadtmagazin, nur für Langenthal. Sowas hat hier definitiv gefehlt!

Eine kleine Stadt wie Langenthal lässt mehr Raum für grosse Träume. Diese Kolumne ist für mich einer davon – zumindest ein kleiner.

Entsprechend freue ich mich darauf, mich für euch in die Absurditäten unserer Kleinstadt zu stürzen.