Gastronom Philippe Giesser im Interview.
«Uns musst du erleben!»
Seit ein paar Jahren ist Philippe Giesser zurück in Langenthal und mischt die lokale Gastroszene auf. Mit drei Betrieben, Catering-Projekten und unzähligen Ideen sorgt er für Bewegung in der Stadt. Manche nennen ihn einen kreativen Tausendsassa, andere finden ihn anstrengend. Er selbst sagt: «Ich sehe Lösungen, nicht Probleme.» Ein Gespräch über Chancen, Herausforderungen und das Leben als Gastronom.

Text: Patrick Jordi / PR
Datum: 21. Juni 2025

Philippe Giesser, willst du Gastro-König von Langenthal werden?
Nein, mir geht es darum, Orte zu schaffen, an denen sich die Leute wohlfühlen. Die Gastronomie lebt vom Miteinander, nicht von Titeln.
Ala carte, przi rest, Badi – kommt noch ein Restaurant dazu?
Nein. Die Braui hätte ich übernehmen können, aber mehr ist nicht immer besser. Lieber konzentriere ich mich auf das, was wir haben, und entwickle es weiter.
Hand aufs Herz: Wie läuft’s?
Gut, aber keiner meiner Betriebe ist ein Selbstläufer. Mehr Konkurrenz, höhere Kosten, andere Essgewohnheiten – das spürt man. Das ala carte ist oft gut besucht, das przi rest entwickelt sich, die Badi hängt extrem am Wetter. 2024 war im Schwimmbad sehr schwierig, aber ich bleibe optimistisch. Wir müssen flexibel bleiben und dürfen nicht stehenbleiben.
Manche sagen, du bist ein chaotischer Tausendsassa – deine Mitarbeitenden müssen deine Ideen umsetzen.
Ich habe viele Einfälle, ja. Aber genau das bringt Schwung rein. Ich brauche Leute, die mich erden. Sabrina Salvisberg, meine Partnerin, ist auch beruflich meine engste Vertraute, ohne sie und das Team würde das nicht funktionieren. Klar, ich kann spontan sein, aber ich verlange niemandem Unmögliches ab.
Was sind die grössten Herausforderungen?
Die klassischen Essenszeiten verschwinden. Viele snacken lieber oder essen flexibler. Ich will keine standardisierte Essensauslieferung, sondern Restaurant-Qualität. Deshalb teste ich ein Essensabo für Firmen: Sous-vide-Menüs, flexibel zusammenstellbar, haltbar, schnell zubereitet. Das kommt gut an. Gleichzeitig kochen wir unter anderem für Kitas – das gibt Stabilität und macht Sinn.
Du kochst also nicht nur für Restaurants, sondern auch für soziale Einrichtungen. Ist das nicht zu viel?
Es ist viel, aber machbar. Die Produktionsküche im Süden Langenthals hilft enorm. Jenny Rutschmann sorgt im Hintergrund für die nötige Struktur. Wir produzieren High-End für fast alle Betriebe. So können Synergien genutzt werden. Und wenn man gerne tut, was man macht, dann geht das.
Was erwartest du von der Stadt?
Ich wünsche mir eine Person, die Langenthal mit Plan vertritt. Wir müssen uns gegen Städte wie Solothurn oder Sursee behaupten. Wir haben viele tolle Vereine und Firmen, aber jeder kümmert sich gefühlt nur um sich selbst. Gemeinsam wären wir stärker. Und wir müssen unsere Geschichten nach aussen tragen!
Was willst du den Langenthalern sagen?
Steht ein für euer Stedtli! Klar, kein See, kein Berg – aber wir haben Charme. Wenn wir zusammenhalten, wird es spannend. Zusammenstehen macht uns stärker.
Interview: Patrick Jordi
Vorschau Herbst 2025:
Im September gibt’s im przi rest eine neuntägige Dinnershow mit Zauberei und Akrobatik. Man darf gespannt sein!
Schlagworte: ala carte, Badi, Porzi-Areal, przi rest lthal, Stadtzentrum