Verloren in Langenthal

Ich behaupte von mir, dass ich einige Stärken mein Eigen nennen darf – beispielsweise bin ich echt gut darin, innerhalb kürzester Zeit ein riesiges Chaos anzurichten, sowohl in meiner Wohnung als auch in meinem Leben– aber Orientierungssinn gehört definitiv nicht dazu. Falls ihr mich also mal loswerden möchtet, müsst ihr mich einfach irgendwo ohne Google Maps aussetzen. Ihr müsst mir nicht mal die Augen verbinden, ich kann mir den Weg eh nicht merken.

Ernsthaft, ich scheitere manchmal sogar daran, den Weg zu meiner Wohnung zu finden. «Du weisst aber schon, wo du wohnst?», fragen mich Freund:innen jeweils irritiert, wenn sie mich freundlicherweise nachhause kutschieren (ich fahre ja weder Velo noch Auto, weil das für alle Verkehrsteilnehmenden besser ist) und dank meiner «phänomenalen» Wegbeschreibungen plötzlich im hintersten Ecken des Schorenwaldes gelandet sind. Manchmal machen ortsfremde Menschen den Fehler, mich nach dem Weg zu fragen, und da bin ich inzwischen einfach dazu übergegangen, zu behaupten, dass ich nicht von hier bin («Je suis touriste!»), weil sie ansonsten überall ankommen, nur nicht dort, wo sie eigentlich hinwollten.

Wobei ich betonen möchte, dass Langenthal es einem auch nicht so einfach macht mit der Orientierung, denn die Strassennummerierung ist schon speziell. Jedenfalls landen meine Essenslieferanten regelmässig bei der falschen Wohnung (und nein, die bekommen die Wegbeschreibung nicht von mir), weil meine Strasse anders heisst, als sie nach der Logik heissen sollte.

Das macht mir das Leben als Orientierungslose noch schwerer, trotzdem ist Langenthal noch immer meine Heimat. Böse Zungen würden jetzt behaupten, das liege daran, dass ich den Weg raus einfach nicht gefunden habe, aber nein, Langenthal hat einfach die perfekte Grösse – es ist übersichtlich genug, dass ich den einen oder anderen Umweg nehmen kann und trotzdem am Ende nachhause komme.

Und sowieso: In Langenthal bin ich ja überall und immer es bizzeli dehei.