Fokus-Interview Burgergemeinde Langenthal – Stadtmagazin MYLA, Ausgabe Juni 2025.
«Wir engagieren uns für Natur und Kultur»
Die Burgergemeinde Langenthal setzt sich in vielerlei Hinsicht für die Stadt und ihre Menschen ein. Neben der Pflege ihrer historischen Wurzeln setzt sie bewusst Akzente in den Bereichen Kultur und Natur. Doch was genau ist eine Burgergemeinde überhaupt? Welche Rolle spielt sie heute? Und warum ist Kultur ein zentraler Bestandteil ihres Engagements? Antworten darauf geben Peter Siegrist, Präsident der Burgergemeinde, und Andreas Geiser, Burgerrat mit dem Ressort Marketing.

Text: Patrick Jordi / PR
Datum: 21. Juni 2025

«Neben der BurgerBühni fördern wir aktuell bis zu zehn sogenannte Leuchtturm-Projekte, die wir über mehrere Jahre hinweg finanziell unterstützen.»
Peter Siegrist, Präsident Burgergemeinde Langenthal
Was unterscheidet die Burgergemeinde von der Einwohnergemeinde Langenthal?
Peter Siegrist: Die Burgergemeinde ist eine eigenständige Körperschaft des öffentlichen Rechts mit eigenen Vermögenswerten, darunter grosse Wald- und Industrielandflächen und einige Liegenschaften. Anders als die Einwohnergemeinde, die für alle Langenthalerinnen und Langenthaler zuständig ist, umfasst die Burgergemeinde ausschliesslich Burger und Burgerinnen. Sie hat weder Steuerhoheit noch staatliche Verwaltungsaufgaben, sondern engagiert sich für das kulturelle, soziale und naturnahe Leben in Langenthal. Unser Ziel ist es, Tradition und Moderne sinnvoll zu verbinden und der Stadt einen Mehrwert zu bieten.
Warum setzt sich die Burgergemeinde gerade im kulturellen Bereich so stark ein?
Andreas Geiser: Kultur ist ein wichtiger Bestandteil einer lebendigen Gesellschaft. Die Burgergemeinde Langenthal hat sich das Motto «Engagiert für Natur und Kultur» auf die Fahne geschrieben. Neben der Verantwortung für unseren Wald sehen wir es als unsere Aufgabe, auch die Kulturlandschaft in Langenthal aktiv mitzugestalten. Dies geschieht auf drei zentralen Pfeilern: Erstens mit unserem Hauptprojekt, der BurgerBühni, zweitens durch die langfristige Unterstützung ausgewählter Leuchtturm-Projekte und drittens durch gemeinnützige Engagements und punktuelle Unterstützung von kulturellen Veranstaltungen und Initiativen.
Können Sie das Hauptprojekt, die BurgerBühni, näher erläutern?
Andreas Geiser: Die BurgerBühni wurde 2022 ins Leben gerufen und ist ein Talentwettbewerb, der Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern aus Langenthal und Umgebung eine Plattform bietet. Junge Musikerinnen und Musiker, Bands oder andere Kulturschaffende bekommen die Möglichkeit, sich in professionellem Rahmen vor Publikum zu präsentieren. Dabei unterstützen wir bewusst jene, die bisher wenig oder keine Auftrittserfahrung haben. Die Resonanz ist durchwegs positiv, sowohl von den Teilnehmenden als auch vom Publikum. Die Liveshows und das Finale finden im OldCapitol statt, das dadurch ebenfalls gestärkt wird.
Welche weiteren kulturellen Projekte unterstützt die Burgergemeinde langfristig?
Peter Siegrist: Neben der BurgerBühni fördern wir aktuell bis zu zehn sogenannte Leuchtturm-Projekte, die wir über mehrere Jahre hinweg finanziell unterstützen. Dazu zählen die Kinderfasnacht, die Gartenoper, die Jazz-Tage Langenthal, das Wuhrplatzfest, der Langenthaler Stadtlauf, die Langenthaler Kinonächte, das Street Festival, das Projekt «Bühne frei» und die Kulturnacht. Diese Projekte sind für Langenthal von grosser Bedeutung und erhalten von uns dank eines mehrjährigen Vertrags finanzielle Planungssicherheit.

«Unsere Aussenwirkung ist uns sehr wichtig. Wir möchten, dass die Burgergemeinde nicht nur als stille Geldgeberin auftritt, sondern aktiv wahrgenommen wird.»
Andreas Geiser, Burgerrat, Ressort Marketing
Neben diesen langfristigen Projekten gibt es auch punktuelle Engagements. Können Sie Beispiele nennen?
Andreas Geiser: Ja, wir engagieren uns auch in kleineren, aber nicht weniger bedeutenden Kulturprojekten. Beispiele hierfür sind das 25. Zentralschweizerische Tambouren- und Pfeiferfest 2025, das Anfang Juli viel Publikum nach Langenthal bringen wird, oder auch eine Vielzahl von Buchprojekten. Unterstützung erhalten aber auch grössere Vorhaben – wie aktuell der Pumptrack Langenthal, den wir mitfinanziert haben, um Kindern und Jugendlichen eine neue Freizeitmöglichkeit zu bieten, oder in der Vergangenheit der Neubau des Kompetenzzentrums Haslibrunnen, wo wir eine Spende für die Holzfassade geleistet haben, damit einheimisches Holz verwendet werden konnte. Und im Rahmen der Gesamtsanierung des Stadttheaters Langenthal finanzierten wir seinerzeit die gesamte Theaterbestuhlung.
Nach welchen Kriterien werden Gelder vergeben?
Peter Siegrist: Die Vergabestrategie der Burgergemeinde wurde vor rund zehn Jahren grundlegend überarbeitet. Früher kam oft das sogenannte «Giesskannen-Prinzip» zur Anwendung, heute setzen wir viel stärker auf projektbezogene Vergaben mit messbarem Mehrwert für die Region. Die Anträge werden vom Ressort Marketing und der Verwaltung vorbereitet und dann in den Ratssitzungen besprochen. Beträge bis 50’000 Franken kann der Burgerrat direkt bewilligen, höhere Beträge müssen durch die Versammlung genehmigt werden.
Wie wird sichergestellt, dass die Burgergemeinde durch ihre Engagements auch wahrgenommen wird?
Andreas Geiser: Unsere Aussenwirkung ist uns sehr wichtig. Wir möchten, dass die Burgergemeinde nicht nur als stille Geldgeberin auftritt, sondern aktiv wahrgenommen wird. Daher setzen wir bei unseren Unterstützungen auch auf eine klare Kommunikation. Bei der BurgerBühni wie auch bei den Leuchtturm-Projekten sind wir vor Ort präsent – mit Logos, Fahnen oder auch in den Programmheften. Zudem präsentieren wir unsere Engagements regelmässig öffentlich. Ein gutes Beispiel dafür war unser Auftritt im September 2024 in der Marktgasse am schweizweiten «Tag der Burgergemeinden».
Wie entwickelt sich die Burgergemeinde eigentlich in Bezug auf Mitgliederzahlen?
Peter Siegrist: Die Anzahl der stimmberechtigten Burgerinnen und Burger liegt derzeit bei rund 330 Personen. Wir pflegen seit 2011 eine aktive Einburgerungspolitik, um den Bestand zu erhalten. Seither haben wir bereits mehr als 180 Einburgerungen vorgenommen. Ohne diese würden die Zahlen deutlich sinken, da es natürlich auch Wegzüge und Todesfälle gibt. Ein Highlight ist unser Burgernutzen-Anlass, bei dem sich die Burgerinnen und Burger mindestens einmal im Jahr treffen und austauschen können.
Wo können sich Interessierte informieren oder für Kulturprojekte bewerben?
Andreas Geiser: Informationen zu unseren Engagements gibt es auf unserer Website. Wer ein Kulturprojekt hat, das zur Burgergemeinde passt, kann jederzeit ein Gesuch stellen. Und natürlich rufen wir motivierte Künstlerinnen und Künstler aus der Region auf, sich für die BurgerBühni 2026 zu bewerben!
Interview: Patrick Jordi


Schlagworte: BurgerBühni, Burgergemeinde Langenthal, Pumptrack